Fünf Goldacher wollen mit einer neuen Plattform die duale Berufsbildung stärken. Nun ist das erste Modul ihrer Websoftware «Dualoo» auf dem Markt: Mit nur einer Applikation können Betriebe alle Bewerbungen für ihre Lehrstellen verwalten.

Raphael Mösch verlor den Überblick. Über 180 Bewerbungen für Lehrstellen hatte er als Geschäftsführer eines Ausbildungszentrums in der Region Bodensee pro Jahr erhalten. Jedem Bewerber innert kurzer Zeit eine Rückmeldung zu geben, war schier unmöglich. Das brachte den 29-jährigen Goldacher auf eine Idee: eine Software, mit der Unternehmen sämtliche Prozesse in der Ausbildung ihrer Lernenden abbilden können. Heute, rund zwei Jahre später, ist die Vision Wirklichkeit. Das erste Modul der Websoftware Dualoo ist auf dem Markt: «Dual Recruitment» ist spezifisch auf die Rekrutierung von Lernenden ausgerichtet. Von der Schnuppertag-Bewerbung bis zur Zusage – die Betriebe können den kompletten Rekrutierungsprozess in einem Tool verwalten und den Prozess im Team bearbeiten.

Bewerbungen auf einem Blick

Hinter dem Produkt steht die Firma Dual Education GmbH, die Raphael Mösch mit dem angehenden Wirtschaftsinformatiker Lukas Locher und der Marketing-Managerin Tamara Gätzi gegründet hat. «Mir war von Anfang an klar: Wenn ich jemals eine Firma gründe, dann mit meinen besten Freunden», sagt Mösch, der als Geschäftsführer fungiert. Zum Team gehören auch die Applikationsentwickler Luca Aquino und Renato Stäheli, die alle Ideen in der Software umgesetzt haben. Ihre Firma haben die Jungunternehmer komplett eigenfinanziert. Einen Geldgeber zu suchen, sei nie in Frage gekommen. «Uns geht es nicht darum, schnellstmöglich das grosse Geld zu verdienen. Sondern darum, die Berufsbildung zu stärken», sagt Mösch. Eineinhalb Jahre lang haben sie an der Applikation getüftelt, haben Bedürfnisse der Lehrbetriebe erforscht, sich mit Fachleuten ausgetauscht, und schliesslich einen Prototyp in sechs Firmen getestet. Das Konzept: die Vorteile einer Social Media Plattform mit einer Business-Software zu vereinen. Mit «Dual Recruitment» können Ausbildner individuelle Bewerbungsprozesse festlegen und diese online abrufen. Auf einen Blick ist ersichtlich, welche Schritte im Bewerbungsprozess noch offen sind. «Dies ermöglicht einen Überblick über die eingegangenen Bewerbungen», sagt Mösch. Für jeden Kandidaten gibt es zudem ein Dossier. Darin ist eine Historie mit allen Aktionen dargestellt. Zusätzliche Unterlagen lassen sich hochladen – seien dies Bewerbungsschreiben, Bewertungen oder Korrespondenz. Die Entwickler versprechen damit eine effiziente Bearbeitung der Bewerbungen – und so einen Vorteil im Wettbewerb um die besten Bewerber.

Team der Dual Education GmbH

Team der Dual Education GmbH (Bild: Peer Füglistaller)

 

Den Markt analysiert

Dass die Nachfrage besteht, davon sind die Firmengründer überzeugt. Im Vorfeld haben sie eine Marktanalyse mit 400 Ausbildungsbetrieben durchgeführt. «95 Prozent der befragten Betriebe arbeiten mit Microsoft Office Excel», sagt Tamara Gätzi. Ein Programm, das sich zur Abbildung von Prozessen eigentlich schlecht eigne. «Die gängigen HR­ Softwares sind aber nicht auf die Lehrlingsausbildung spezialisiert», sagt Tamara Gätzi, «und zudem oft mit hohen Kosten verbunden.» «Dual Recruitment» hingegen soll auch für kleine Lehrbetriebe erschwinglich sein. Erhältlich ist die Applikation ab 15 Franken im Monat, je nachdem, wie viele Lehrstellen und verschiedene Lehrberufe verwaltet werden. Eine Gratisversion kann man ab sofort 30 Tage lang testen, die Online­Anmeldung ist unkompliziert. «Nach zehn Minuten kann man bereits mit dem Erfassen von Bewerbungsdossiers starten», sagt Lukas Locher. Das sei wichtig. Genauso wie die Datenspeicherung in einem Rechenzentrum in Zürich. «Natürlich wäre es günstiger, die Daten im Ausland zu speichern», sagt Locher. Dennoch hätten sie sich für die teurere Variante entschieden. «Wir wollen hinter dem Produkt stehen können.»

Freizeit in Firma investieren

Dass ihnen die Firma am Herzen liegt, spürt man. Für seine Geschäftsidee hat Raphael Mösch seinen gutbezahlten Job aufgegeben, arbeitet nun nachts in einem Sicherheitsdienst und tagsüber für die Dual Education GmbH. «Es braucht viel Idealismus», sagt er. Seine Partner arbeiten oder studieren Vollzeit und investieren ihre Freizeit in die Firma. «Verdient haben wir bisher noch keinen Franken.» Umso mehr hoffen die Goldacher, dass ihre Idee einschlägt. Einige der Testfirmen hätten bereits Interesse am ersten Modul signalisiert. Dereinst soll die Plattform gar allen Anwendungen in der dualen Berufsbildung gerecht werden. Bis dahin ist der Weg noch lang. «Zum Erfolg braucht es eine gute Idee und 1000 richtige Entscheidungen», sagt Raphael Mösch. «Und nicht zuletzt eine Portion Glück.»

 

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Geschrieben von Linda Müntener

Dieser Artikel ist am 14.06.2015 in der Ostschweiz am Sonntag erschienen. Der Artikel kann unter dem Link angeschaut werden.